judoJigoro Kano

Jigoro Kano, der Vater des modernen Judo, wurde im Jahre 1860 in dem kleinen, am Meer gelegenen Städtchen Mikage, unweit von Kobe, geboren.

Als Abkömmling eines armen Samurai-Clans zeigte er schon frühzeitig eine Neigung zu den Humanwissenschaften. Er war arbeitsam und beharrlich. Nach der Meiji-Revolution zog seine Familie im Jahre 1871 nach Tokio. Kano, der eine Mittelschule absolviert hatte, begann an der Kaiserlichen Universität in Tokio zu studieren.

Der Entschluss, sich dem Jujutsu zu widmen, kam ihm erst im Alter von 18 Jahren, in einem Alter also, das für die Aufnahme des Trainings in irgendeiner Sportart schon recht hoch ist. Trotzdem verstand es Kano, der keineswegs über ideale körperliche Voraussetzungen verfügte, in kurzer Zeit die schwierige Technik der Griffe und Würfe zu erlernen.

Die Grundlage der Meisterschaft eignete sich Kano bei einem zwar nicht schlechten, aber doch recht mittelmäßigen Lehrer namens Yagi Teinosuke an. Später setzte er seine Studien bei so anerkannten Autoritäten wie Fukuda Hachinosuke und Iso Masatomo aus der Schule Tenshin shinyoryu, sowie auch bei Ikubo Tsunetoshi aus der Schule Kitoryu fort.

Nach Abschluss seines Universitätsstudiums trat Kano in die Hochschule für Adlige ein, eine privilegierte Lehranstalt, die den Zugang zu den wichtigen Staatsämtern öffnete. Trotz allem aber siegte in ihm die Liebe zu den Kampfkünsten. Er suchte ein Prinzip, das sowohl bei den Wurftechniken als auch bei den Schlagtechniken gilt. Als all den Techniken zu Grunde liegendes Prinzip formulierte Kano ‹den effizientesten Gebrauch der physischen und psychischen Energie›. Kano untersuchte alle ihm bekannten Jujutsu-Techniken auf Einhaltung dieses Prinzips.

Die Techniken die nicht diesem Prinzip gehorchten, verwarf er und ersetzte sie durch Techniken die dem entsprachen. Die Gesamtheit dieser Techniken fasste Kano unter dem Begriff Judo zusammen. Der Begriff Judo ist keine Erfindung von Kano, er wurde bereits in der Tokgawa-Epoche verwendet und bezeichnete den Stil einiger der vielen Jujutsu-Schulen. Kano wählte den Begriff Judo um diesen Stil von dem klassischen Jujutsu zu unterscheiden.

1922 besuchte Kano die Jujutsu-Schule Erich Rahn’s in Deutschland und 1928 als Mitglied des IOC die Olympischen Spiele in Amsterdam. 1938 nimmt Kano an der IOC-Sitzung in Kairo teil und schlägt dort Tokio als Austragungsort der 12.Olympischen Spiele vor. Auf der Rückreise stirbt Kano am 4. Mai auf See an einer Lungenentzündung.

 

Judo (wörtlich: sanfter Weg) ist eine japanische Kampfsportart, deren Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ beziehungsweise „maximale Wirkung bei einem Minimum an Aufwand“ ist. Die darauf basierenden Judo / Jiu-Jitsu-Vorläuferformen wurden durch den Begründer des Judo, Jigoro Kano (1860–1938), am Anfang des 20. Jahrhunderts für den Wettkampf angepasst. Das heißt, viele ursprüngliche Waffen-, Tritt- und Schlagtechniken sowie alle Hebel außer Ellbogenhebel wurden entfernt. Allerdings sind sie im alten Judo (Kodokan Judo) noch vorhanden, dieses dient aber der Selbstverteidigung. Bei dem heutigen Sportjudo wurden sie aber entfernt, um aus einer Kunst, die bis dahin vorwiegend zur Selbstverteidigung diente, eine ganzheitliche Lehre für Körper und Geist zu machen. Die verbliebenen Techniken sind hauptsächlich Würfe (Nage Waza), Falltechniken (Ukemi Waza) und Bodentechniken (Katame Waza).

Judo ist ein Weg zur Leibesertüchtigung und darüber hinaus auch eine Philosophie zur Persönlichkeitsentwicklung. Zwei philosophische Grundprinzipien liegen dem Judo im Wesentlichen zugrunde. Zum einen das gegenseitige Helfen und Verstehen zum beiderseitigen Fortschritt und Wohlergehen (jita kyoei) und zum anderen der bestmögliche Einsatz von Körper und Geist (seiryoku zenyo).

Ziel ist es, diese Prinzipien als eine Haltung in sich zu tragen und auf der Judomatte (Tatami) bewusst in jeder Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Ein Judo-Meister hört demnach niemals auf, Judo zu praktizieren, auch wenn er nicht im Dojo (Trainingshalle) ist. Die beiden Säulen des Judo sind im traditionellen Sinne meist der Formenlauf «Kata» und der Übungskampf «Randori»(auch als Wettkampf Shiai). Klassischerweise gehören daneben auch Kogi (Lehrvortrag) und Mondo (Lehrge- spräch) zu diesen Säulen. Das heutige Judo ist stark von den Wettkampftechniken der letzten Jahre dominiert und wird auch dementsprechend mit sogenanntem Techniktraining, bei dem gezielt effektive Techniken trainiert werden, geprägt.