Kampfsportarten

 Sammelbegriff für verschiedene Zweikampfsportarten, die ursprünglich in Fernost bei der Kriegsführung eingesetzt wurden und die von ostasiatischen Philosophien, vor allem dem Zen-Buddhismus, geprägt wurden.

Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. brachte Bodhidharma, ein indischer Priester und Krieger, den Zen-Buddhismus zusammen mit einem System von18 Selbstverteidig-ungsübungen nach China. Die Übungen entwickelten sich zu einer Art von Boxen, das sich zusammen mit dem Zen in ganz China verbreitete und im 12. Jahrhundert Japan erreichte.

Kampfsportarten sind heute in vielen Teilen der Welt beliebt zur Selbstverteidigung, als Wettkampfsport und als Konditionsübung. Zu den bekanntesten Disziplinen gehören Karate, Kung-Fu, Jiu-Jitsu, Judo, Aikido, Tai Chi Chuan, Taekwondo, Sumo und Kendo.

 Kampftechniken

Bei einigen Kampfsportarten tragen die Kämpfer farbige Gürtel, die ihren Rang anzeigen. Anfänger tragen einen weißen Gürtel. Darauf folgen der Rangfolge nach gelb, orange, grün, blau und braun. Ein schwarzer Gürtel zeigt die Kampferfahrung höheren Grades auf verschiedenen Stufen an. Die Stufen des schwarzen Gürtels werden als Dan (japanisch für «Grad») bezeichnet.

Kung-Fu (chinesisches Boxen) ist neben Karate die bekannteste Kampfsportart. Beim Kung-Fu werden Beinstöße, Schläge, Würfe, Körperdrehungen, Ausweichbewegungen, Haltegriffe, Duckstellungen und schnelles Hochspringen, Sprünge und Abrollen, Radschlagen und Überschläge eingesetzt. Bei diesen Bewegungstechniken wird öfter als bei Karate die geöffnete Hand eingesetzt, wie z. B. Klammer- und Reißbewegungen.

Beim Jiu-Jitsu (vom japanischen Ju: «sanft») verwenden die Kämpfer Haltegriffe, Würgegriffe, Würfe, Hebelgriffe, Tritte und Atemi (Schläge auf empfindliche Körperstellen). Diese Techniken sind nur insofern sanft, als sie dazu dienen, einen Angriff abzuwehren oder unter Kontrolle zu bringen. Schwere oder tödliche Verletzungen sind möglich.

Judo ist eine beliebte, mittlerweile auch in Europa weit verbreitete asiatische Kampf-sportart, die 1882 von dem japanischen Pädagogen Dr. Jigoro Kano aus dem Jiu-Jitsu entwickelt wurde. Beim Judo versuchen die Kämpfer, ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, mit speziellen Techniken auf den Boden zu werfen und mit Halte-, Hebel- und Würgegriffen zum Aufgeben zu bewegen. Judo wurde 1964 in das Programm der olympischen Sportarten aufgenommen.

Aikido ist eine Form der Selbstverteidigung, die wie Judo im vorigen Jahrhundert aus dem Jiu-Jitsu entwickelt wurde. Beim Aikido weicht man den Angriffen des Gegners durch fließende, kreisförmige Bewegungen aus und nutzt dessen Impuls, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, ihn zu Boden zu werfen und mit Hebelgriffen festzuhalten. Aikido ist neben Tai Chi Chuan die sanfteste Kampfsportart und wird nicht als Wettkampf betrieben.

Tai Chi Chuan, bekannter unter der Bezeichnung Tai Chi, ist eine alte chinesische Form des Kampfes und der Körperertüchtigung, die in China und auch anderswo hauptsächlich wegen ihrer gesundheits- und konzentrationsfördernden Wirkung ausgeübt wird. Tai Chi besteht aus langsamen, anmutigen Bewegungen und stilisierten Formen von Arm- und Beinstößen.

Taekwondo ist eine Kampfsportart, die in Korea entstanden ist. Die Gegner verwenden Tritte, Faustschläge und verschiedene Ausweichtechniken. Besonders bekannt ist Taekwondo für seine typischen Sprung- und Tritttechniken, die auch «Flugstöße» genannt werden. In den sechziger Jahren verbreitete sich der Sport von Korea aus über die ganze Welt. Die ersten Taekwondo-Weltmeisterschaften fanden 1973 in Seoul (Südkorea) statt.

Im Sumo, einem beliebten japanischen Wettkampfsport, treten außergewöhnlich kräftig gebaute Männer gegeneinander an und versuchen, sich gegenseitig aus dem Ring zu drücken oder zu Boden zu werfen. Die Regeln verbieten Treten, Scheinangriffe, Ziehen an den Haaren und ähnliches, dagegen sind Aktionen wie Drücken, Ziehen, Schlagen, Werfen und Festhalten zugelassen.

Kendo ist eine japanische Kampfsportart, die sich aus dem Schwertkampf der Samurai entwickelt hat. Die Gegner verwenden einen langen Schlagstock aus Bambus. Eine spezielle Rüstung schützt verschiedene Körperteile.

 Bedeutung der Kampfsportarten heute

Heutzutage konzentriert sich das weltweite Interesse an Kampfsportarten häufig auf deren geistige Komponente als Mittel zur Stärkung des Selbstvertrauens und der Konzentrationsfähigkeit. Auch der Aspekt der Selbstverteidigung wird vor allem für Frauen und ältere Menschen immer wichtiger. In vielen Kampfsportarten wurden spezielle Trainingsprogramme entworfen, die es einem kleineren und schwächeren Menschen erlauben, mit einem größeren und stärkeren Angreifer fertig zu werden. Die Kampfsportarten wurden in jüngster Zeit nicht nur beliebt als Wettkampfsport und als Möglichkeit, sich körperlich in Form zu halten, sondern auch als Mittel zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, ähnlich wie beim Tanz oder beim Kunstturnen.

 Judo

Aus Japan stammende Kampfsportart (sanfter Weg) die vom Jiu-Jitsu abgeleitet wurde. Die Wett-kämpfe finden auf einer quadratischen Kampffläche von bis zu zehn Meter Seitenlänge statt, umgeben von einer Sicherheitszone, die einen Meter breit ist. Ein Judokampf wird geleitet von einem Kampfrichter auf der Matte und zwei Außenrichtern, die an zwei gegenüberliegenden Mattenecken sitzen. Der Kampf muss innerhalb der Begrenzungslinien stattfinden, d. h., es werden nur Techniken gewertet, die innerhalb der Kampffläche angesetzt werden.

Die Judokas (Judokämpfer) tragen einen Judogi, einen weißen Judoanzug, dessen Jacke aus besonders starkem Leinen oder Baumwollstoff hergestellt wird. Die Jacke wird von einem Gürtel zusammengehalten, der zweimal um den Körper gewickelt und mit einem einfachen Knoten gebunden wird. Die Farbe des Gürtels zeigt den Grad des Kämpfers an. Vor dem Kampf stellen sich die Kämpfer im Abstand von vier Metern gegenüber auf und verbeugen sich voreinander. Dies ist die formelle und traditionelle Höflichkeitsbezeugung vor und nach jedem Kampf. Der Kampf beginnt, wenn der Schiedsrichter Hajime (Beginnt) ruft. Ein Kampf dauert mindestens drei und höchstens 20 Minuten. Anders als etwa beim Boxen ist die Kampfzeit nicht in Runden unterteilt.

Das Ergebnis des Kampfes wird nach Wurftechniken (Nage-waza) und Grifftechniken (Katame-waza) bewertet (auch eventuelle Verwarnungen wegen Regelverletzungen werden berücksichtigt). Der Kampf endet, wenn die Kampfzeit abgelaufen ist oder wenn ein Kämpfer Ippon (einen ganzen Punkt) erreicht. Ist die volle Kampfzeit abgelaufen, gewinnt derjenige Kämpfer, der die meisten Punkte erzielt hat. Ippon kann für einen gelungenen Wurf oder für eine Grifftechnik (Armhebel oder Würgegriff) gegeben werden (wenn der Gegner aufgibt oder wenn er 25 Sekunden lang festgehalten wird. Ein Kämpfer, der einen Ippon nicht ganz erreicht, kann einen Waza-Ari (fast einen Punkt) erhalten, der sieben Punkte zählt. Zwei Waza-Ari entsprechen einem Ippon. Wenn ein Kämpfer nur einen Wazari erzielt, gegen ihn aber ein schwerwiegendes Foul verübt wurde, kann er den Kampf trotzdem direkt gewinnen.

Wie bei anderen Kampfsportarten sind der Stil und die korrekte Ausführung der Techniken wichtig. Der Schiedsrichter nimmt dies in seine Wertung mit auf. Wird ein Kampf nicht eindeutig nach Punkten gewonnen, kann die Entscheidung auch aufgrund

Geschichte des Judo

Er hatte seine «Erfindung» bereits im Alter von 20 Jahren abgeschlossen. Das erste Kodokan (Judo-Institut in Tokio) gründete er 1882 in Shitaya. Kano wurde ein bekannter Judolehrer. Seiner Philosophie nach sollte Judo gleichzeitig ein geistiges und körperliches Training sein, das Geist und Körper in einen Zustand der Harmonie und Ausgeglichenheit versetzt (ein Grundkonzept der meisten Kampfsportarten). Kano führte das Prinzip des Tskuri-komi (siehe oben) ein. Gegen Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts hatte sich Judo in Japan durchgesetzt und fand dort sehr viele Anhänger. Das japanische Ministerium für Erziehung führte Judo als offizielle Sportart ein, und die Polizei nahm es in ihr Ausbildungsprogramm auf. Die Pariser Polizei führte Judo 1905 ein. 1885 besuchte Kano England. Wie später auch seine Schüler widmete er einen großen Teil seines Lebens der Förderung des Judosportes. Der erste Verein in Europa (Budokwai) wurde 1918 von Gunji Koizumi (1885-1965) in London gegründet. Koizumi leistete einen erheblichen Beitrag zur Verbreitung des Judo in England und in ganz Europa. Er unterrichtete selbst noch im Alter von 80 Jahren am Tag vor seinem Tod. Der erste internationale Wettkampf fand 1926 zwischen dem Budokwai und der deutschen Nationalmannschaft statt. Dies hatte eine beträchtliche Wirkung, und in den Jahren zwischen den Weltkriegen setzte sich Judo in Europa durch. Der Dachverband des deutschen Judosportes ist der «Deutsche Judo-Bund» (DJB; gegründet 1956, Sitz in Frankfurt am Main). 1948 wurde die «Europäische Judo-Union» mit Sitz in Ostermundingen (Schweiz) ins Leben gerufen. Die internationale Dachorganisation ist die «International Judo Föderation» (IJF; gegründet 1954 in Zürich, Sitz in Tokio). 1951 fanden die ersten Europameisterschaften, 1956 die ersten Weltmeisterschaften statt.

1930 fanden in Japan die ersten nationalen Meisterschaften statt. Gegen Anfang des 2. Weltkrieges war Judo zum japanischen Nationalsport geworden. 1949 wurde der japanische Judoverband gegründet. In Tokio fanden 1956 die ersten Weltmeisterschaften statt, die seit 1965 alle zwei Jahre abgehalten werden. Die ersten Weltmeisterschaften für Damen fanden 1980 statt, darin zeigte sich das deutlich gewachsene Interesse der Frauen an dieser Sportart. Bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 wurden erstmals auch Judowettbewerbe ausgetragen, ursprünglich in drei Gewichtsklassen. Ab 1972 wurde Judo dauerhaft in das Programm der Olympischen Spiele aufgenommen. Demonstrationswettbewerbe im Damenjudo wurden 1988 in Seoul durchgeführt und seit 1992 werden auch im Damenjudo Medaillen vergeben.

Die Judoka werden nach ihrem Kenntnisstand und ihrer Erfahrung in die Grade Kyu (Schüler) und Dan (Meister) eingeteilt. Der höchstmögliche Grad ist der 12. Dan, der nur Jigoro Kano, dem einzigen Shihan (Doktor), verliehen wurde. Daneben wurde der rote Gurt für den 10. Dan bisher an 13 Männer vergeben. Die Farbe des Gurtes ist vom ersten bis zum fünften Dan schwarz, vom sechsten bis zum achten Dan rot-weiß, vom neunten bis elften Dan rot, und der Gurt des zwölften Dan ist weiß. Die Gürtelfarbe der Kyu-Grade sind in absteigender Reihenfolge: erster Kyu braun, zweiter Kyu blau, dritter Kyu grün, vierter Kyu orange, fünfter Kyu gelb und sechster Kyu weiß. Bis auf den sechsten Kyu werden in der Regel alle Grade durch Prüfungen erworben, in Ausnahmefällen auch durch Kampferfolge.

 Aikido

Budosportart zum Zweck der Selbstverteidigung. Das Wort «Aikido» stammt aus dem Japanischen und bedeutet «Weg, um Körper und Geist zu einen («ai» Harmonie, Liebe, Freundschaft, «ki» Geist, Seele, Energie und «do» Weg). Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der Japaner Morihei Ujeschiba das Aikido aus dem Jiu-Jitsu. Er bezog die Philosophie des Zen-Buddhismus ein und schloss alle Angriffstechniken aus. Ziel des Aikido ist die Harmonie von Körper und Geist in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen.

Die Aikido-Techniken zeichnen sich durch Anpassung des Verteidigers (Nage) an den Angreifer (Uke) aus. Der Verteidiger nutzt die Energie des Angreifers mit Hilfe von kreis- und wellenförmigen Bewegungen der Arme und Beine für sich, um dessen Gleichgewicht zu brechen. Alle Techniken enden mit einem Wurf oder Hebel. Der Verteidiger selbst benötigt relativ wenig Kraft, weshalb die Bewegungen harmonisch und ästhetisch erscheinen. Geübt wird im Rollenspiel mit Partnern. Aikido ist kein Wettkampfsport. Der Übende (Aikidoka) trägt wie beim Judo eine weiße Jacke (Aikidogi), einen weiten schwarzen Hosenrock, der große Bewegungsfreiheit lässt, und einen Gürtel. Aikido ist in Deutschland im Deutschen Aikido Bund organisiert (Sitz in Lübeck). Der internationale Verband ist die International Aikido Föderation (IAF; Sitz in Tokio).

 

Taekwondo

(koreanisch tae: Fuß; kwon: Faust; do: Weg), koreanische Zweikampfsportart (ähnlich wie Karate), die sich zwischen 1945 und 1955 aus dem alten Trainingssystem der Kampfsportart Tae-kyon (oder subak), unbewaffneter Kampf, entwickelte und eine Verbindung aus Karate, Kempo und Tae-kyon darstellt. Beim Taekwondo werden Angriffs- und Verteidigungstechniken gewertet. Um den Gegner nicht zu verletzen, werden die Angriffe vor dem Ziel abgestoppt. Wie bei anderen modernen Kampf-sportarten wird eine Synthese von körperlicher und geistiger Übung angestrebt. Bewertet werden Schlag, Stoß- und Trittt-echniken. Man unterscheidet Trainingsmethoden (hyong), Wettkämpfe und Bruchtests mit Holzbrettern (kyok-pa). Es wird dieselbe Kampfkleidung verwendet wie bei Karate. Es gibt neun Meistergrade (Dan) und zehn Schülergrade (Kup). Wettkämpfe gehen über drei Runden zu je drei Minuten, dazwischen liegen Pausen von 30 Sekunden. Das Tragen einer Schutzkleidung (hogu) ist Pflicht.

Seit den fünfziger Jahren hat sich diese Sportart international ausgebreitet. Die World Taekwondo Föderation (WTF; gegründet 1973, Sitz in Seoul) umfasst mittlerweile mehr als 140 nationale Verbände. Man schätzt, dass heute weltweit etwa 22 Millionen Menschen aktiv Taekwondo betreiben. Die ersten Weltmeisterschaften fanden 1973 statt und werden seitdem alle zwei Jahre ausgetragen. Europameisterschaften gibt es seit 1976. Wettkämpfe für Frauen finden seit 1983 inoffiziell statt, 1987 wurden sie in das offizielle Programm aufgenommen. 1983 war Taekwondo offizielle Sportart bei den Panamerikanischen Spielen und 1984 bei den Asienspielen. 1988 und 1992 war es als Demonstrationssportart bei den Olympischen Spielen vertreten.

Die Mehrzahl der Taekwondo-Meister stammt aus Südkorea. Doch auch in anderen Ländern erreichen immer mehr Kämpfer Meisterklasse, vor allem in den USA, Spanien, der Türkei, den Niederlanden, Deutschland, Dänemark, Mexiko und Taiwan. Der Dachverband des Taekwondo-Sports in Deutschland ist die Deutsche Taekwondo Union (DTU; gegründet 1981, Sitz in München).

 Sumo

traditionelle japanische Form des Ringens, eine der ältesten japanischen Kampfsportarten. Die so genannten Sumori sind Berufsringer. Sie sind ungewöhnlich groß und schwer und wiegen selten weniger als 130 Kilogramm, oft sind sie noch schwerer (bis zu 200 Kilogramm und mehr). Ihre stämmige Figur erreichen sie nicht nur durch die gewaltige Nahrungsmenge, die sie zu sich nehmen (darunter einen eiweißreichen Eintopf, den man Chanko nabe nennt), sondern auch durch die Kunst des Haragei, einer Form des Körpertrainings. Durch das hohe Gewicht liegt der Körperschwerpunkt der Sumori tief, wodurch sie eine größere Standfestigkeit erhalten.

In Japan gibt es 28 Sumoschulen, die von ehemaligen Meistern geleitet werden. Die Lehrzeit der Ringer beginnt im Alter von 15 Jahren. Das Training ist hart, und es herrscht strenge Disziplin. Jedes Jahr werden zahlreiche Wettkämpfe ausgetragen, darunter sechs Großturniere (Basho): drei in Tokio, die anderen in Osaka, Nagoya und Fukuoka. Sie finden an 15 aufeinander folgenden Tagen statt, in denen die Ringer jedes Mal gegen neue Gegner antreten. Da es keine Gewichtsklassen gibt, kann es ein leichter Ringer auch mit einem Gegner zu tun bekommen, der doppelt so viel wiegt wie er selbst. Der Erfolg eines Ringers hängt daher besonders von seiner Gewandtheit, seiner Reaktionsschnelligkeit und seinen technischen Fähigkeiten ab.

Die Ringer kämpfen barfuss und tragen lediglich einen Lendenschurz (Mae-tate-mitsu) und einen dicken seidenen Gürtel (Mawashi). Der traditionelle Haarknoten der Kämpfer wird je nach Klasse des Ringers O-icho-mage oder Chon-mage genannt. Der Kampf wird in einem kreisrunden, um 65 Zentimeter erhöhten Ring mit einem Durchmesser von etwa 4,50 Metern ausgetragen. Über der Kampffläche befindet sich ein Dach (Dohyo), das dem Dach shintoistischer Heiligtümer ähnelt. Der Boden des Ringes ist mit lehmgefüllten Säcken bedeckt. Geleitet wird der Kampf von einem Ringrichter (Gyoji), der einen Seidenkimono und einen besonderen Hut trägt sowie einen Fächer als Symbol seiner Autorität. Er findet unter Aufsicht eines fünfköpfigen Schiedsgerichts statt, das sich in der Regel aus Yokozuna (ehemaligen Sumomeistern) zusammensetzt.

Sumo wird von verschiedenen Ritualen begleitet. Am Anfang eines Turniers ziehen die Yokozuna für die Zeremonie Dohyo-iri in die Arena ein. Vor jedem Yokozuna geht dessen Tsuyuharai (persönlicher Begleiter), hinter ihm folgt sein Tachimochi (Schwertträger). Nach ihnen betritt die Hälfte der Ringer die Arena, geschmückt mit reich verzierten Schürzen. Sie bilden einen Kreis, klatschen in die Hände, heben ihre Schürzen und ziehen sich dann wieder zurück. Anschließend ziehen die übrigen Sumori ein.

Nach dieser rituellen Demonstration von Stärke und Tapferkeit beginnen die Kämpfe. Zwei Sumori treten in den Ring, machen Lockerungs- und Dehnungsübungen und nehmen dann eine Handvoll Salz, die sie im Ring verstreuen. Dahinter verbirgt sich ein shintoistisches Reinigungsritual. Danach gehen sie in die Hocke, schlagen mit den Fäusten auf den Boden und blicken sich in die Augen. Dieses Ritual heißt Shikiri-naoshi und kann vier Minuten dauern. Erst danach beginnt der eigentliche Ringkampf.

Im Sumo gibt es 48 verschiedene Techniken: je zwölf Wurf-, zwölf Dreh-, zwölf Hebe- und zwölf Wurftechniken über den Rücken, für die es eigene Bezeichnungen gibt. Zusammenfassend nennt man sie Kimarite. Ziel ist es, den Gegner entweder aus dem Ring zu drängen, zu Boden zu werfen oder ihn zu zwingen, den Boden mit einem anderen Körperteil als der Fußsohle zu berühren. Verlässt ein Kämpfer mit irgendeinem Körperteil den Ring, ist der Kampf zu Ende, ebenso, wenn ein Körperteil oberhalb und einschließlich des Knies den Boden berührt. Die meisten Kämpfe dauern weniger als eine halbe Minute, oft enden sie bereits nach wenigen Sekunden.

Eine Grundtechnik des Angriffs ist das Schlagen mit der Hand (Tsuppari). Ein Gegner kann durch eine Serie schneller, harter Schläge aus dem Ring gedrängt werden. Darüber hinaus gibt es Schiebe-, Hebe- und Grifftechniken. Drei grundlegende sind: (1) Hataki-komi, wobei der Ringer zur Seite tritt und den Gegner aus dem Ring schiebt; (2) Ketaguri, wobei dem Angreifer die Beine weggezogen werden; (3) Ashi-tori, wobei das Bein eines Gegners gepackt und so lange festgehalten wird, bis er das Gleichgewicht verliert und zu Boden stürzt.

Eine grundlegende Grifftechnik ist der Griff nach dem Gürtel des Gegners, mit dem dieser aus dem Ring gezogen wird (Yori-kiri). Eine Variante dabei ist Yori-taoshi, bei der beide Gegner aus dem Ring fallen. Sieger ist derjenige Kämpfer, der oben zu liegen kommt. Manchmal hebt ein Ringer seinen Gegner regelrecht aus dem Ring. Beim Uttchari zieht ein Sumori, der eben aus dem Ring gedrängt wird, den Gegner aus der Rückwärtsbewegung über sich hinweg und kommt, nachdem beide aus dem Ring gefallen sind, auf dem Gegner zum Liegen.

Ein Kampftag wird mit einer Zeremonie beschlossen, bei der ein Kämpfer niederen Ranges eine Reihe stilisierter Bewegungen (Yumi-shiki) ausführt, die er mit einer Verbeugung beendet.

Geschichte des Sumo

Ein früher Nachweis des Sumo findet sich im Nihon-Shoki, einer Chronik des 8. Jahrhunderts, die einen Wettbewerb im Jahr 23 v. Chr. erwähnt. Das ursprüngliche Ziel des Kampfes war, einen Gegner zur bedingungslosen Aufgabe zu zwingen oder sogar ihn zu töten. Manchmal wurden ganze Schlachten vermieden bzw. entschieden, indem man zwei Sumoringer gegeneinander antreten ließ. In einer frühen Phase hatte das Sumoringen auch religiöse Funktion; man hielt Kämpfe ab, um die Götter gnädig zu stimmen. Auch zu Erntefesten fanden Sumokämpfe statt, die noch heute an heiligen Orten als Schaukämpfe abgehalten werden. Viele der alten Sumori erlangten große Berühmtheit und zählten zu den Privilegierten der Gesellschaft. Während der Heian-Zeit (794-1185) fanden sich viele Zuschauer zum Sumoringen ein, und im 12. Jahrhundert setzten es die Krieger (Bushi) in Schlachten ein. Während der Azuchi-Momoyama-Zeit (1568-1600) entwickelte sich Sumo immer mehr zu einer Sportart, und die ersten Berufsringer traten auf. Im 20. Jahrhundert wuchs die Beliebtheit des Sumoringens in Japan immer mehr, seit den achtziger Jahren fand es auch in Europa und in den USA eine breite Anhängerschaft.

 Kendo

(japanisch «Weg des Schwertes»), traditionelle japanische Kampfsportart, bei dem die Kämpfer ursprünglich mit einem Schwert (Ken) gegen den Gegner vorgingen. Kendo wurde während der Meiji-Periode (1868-1912) in Japan auch als Ken-Jutsu, Ken-No-Michi und Gekken bezeichnet. Heutzutage wird der Kampf mit einem Bambusschwert (Shinai) und Schutzkleidung ausgetragen. Die Rüstung (Bogu) besteht aus einer Gesichtsmaske (Men), einer Brustplatte (Do), Panzerhandschuhen (Kote) und einem Schurz (Tare), der Bauch und Hüfte schützen soll. Unter der Rüstung tragen die Kämpfer (Kendoka) eine Art tief geschlitzten «Rock» (Hakama), der bis zu den Knöcheln reicht. Der Bambusstock darf maximal 1,18 Meter lang und 468 Gramm schwer sein. Die Kampffläche misst elf mal elf Meter.

Es gibt folgende Arten von Schlägen: (1) O-Shomen: ein vertikaler Hieb, der auf die Mitte der Stirn zielt, (2) Hidari-Men: ein seitlicher Hieb auf die linke Schläfe, (3) Migi-Men: ein seitlicher Hieb auf die rechte Schläfe, (4) Migi-Do: ein abwärtsgerichteter Hieb auf die rechte Seite der Brustplatte, (5) Gyaku-Do: ein abwärtsgerichteter Hieb auf die linke Seite der Brustplatte, (6) Kote: ein Hieb auf das rechte Handgelenk oder den rechten Unterarm, (7) Kidar-Kote: ein Hieb auf das linke Handgelenk oder den linken Unterarm, (8) Tsuki: ein Stoß gegen die Kehle.

Ein wichtiger Bestandteil des Kendos ist Kiai, ein lauter Kampfschrei, der bei einem Schlag ausgestoßen wird und der Mut und Entschlossenheit signalisieren und den Gegner einschüchtern soll. Ein Kampf (Shiai) wird normalerweise als «Drei-Punkte-Kampf» ausgetragen und dauert drei oder fünf Minuten. Der Kämpfer, der als erster zwei Punkte erreicht hat, ist der Gewinner. Endet ein Kampf unentschieden, wird der Sieger durch eine dreiminütige Verlängerung ermittelt; hier gewinnt derjenige, der den ersten Punkt erzielt.

Das Kendo-Training ist hart und erfordert strenge Disziplin. Disziplin oder Verhaltens-maßregeln (Reigi) sind ein wichtiger Bestandteil dieser Kampfkunst und müssen streng beachtet werden. Ein guter Kendoka zu sein bedeutet mehr als nur gut kämpfen zu können. Es ist eine Kunst, die die geistige und körperliche Fitness fördern und den Charakter stärken soll. Ziel ist die Herstellung von Harmonie zwischen Körper und Geist.

 

Geschichte des Kendo

Die erste Erwähnung des Schwertkampfes in Japan stammt aus dem Jahr 789 n. Chr., als Kumatichi (Schwertübungen) Bestandteil der Ausbildung von Söhnen aus Adelsfamilien war. Die Samurai perfektionierten diese Kampfkunst und richteten Kendo-Schulen für ihre Krieger ein. Das moderne Kendo geht zurück auf das Ryu-Ha-Kenjutsu, das intensive Studium des Schwertkampfes. Heute wird der Sport in Japan von über zwei Millionen Menschen ausgeübt, auch in den USA, Europa, Brasilien, Argentinien, Taiwan, Korea, den Philippinen und Australien ist Kendo verbreitet. Die ersten Kendo-Schulen in Europa wurden in Großbritannien gegründet. In Deutschland gibt es Kendo seit 1966, hier wird es durch den Deutschen Judo-Bund (DJB; gegründet 1956, Sitz in Frankfurt am Main) vertreten. Der Weltverband ist die International Kendo Föderation (IKF; Sitz in Tokio). Seit 1969 finden Europameisterschaften statt, seit 1970 Weltmeisterschaften und deutsche Meisterschaften. Bisher wurden bei der WM alle Einzel- und Mannschaftstitel von japanischen Kendokas gewonnen.

 Jiu-Jitsu

(auch Ju-Jutso, japanisch ju: sanft, jutsu: Kunst), von den Bushi («Ritter») während der Kamakuraperiode (1185-1333) in Japan entwickelte Art der Selbstverteidigung, die sowohl Angriffs- als auch Verteidigungstechniken umfasst. Mehrere ostasiatische Kampfsportarten gehen letztlich auf Jiu-Jitsu zurück; die Tradition dieser Selbstver-teidigungsart reicht bis ins alte China zurück. Sie wurde für unbewaffnete Krieger entwickelt, die sich gegen bewaffnete Feinde verteidigen mussten. Deshalb zielte diese Technik ursprünglich darauf ab, den Gegner kampfunfähig zu machen oder zu töten. Diese Kampfkunst entwickelte sich aus den alten Techniken Kumi-Tachi oder Yawara, die in dem buddhistischen Werk Konjaku-Monogatari des 13. Jahrhunderts beschrieben sind. Über die Jahrhunderte entstanden verschiedene Schulen, wie Wa-Jutsu, Yawara, Kogu-Soku, Hakuda, Shubaku und Kempo. Während der Edo-Periode (1603-1868) als in Japan Frieden herrschte, wurde Jiu-Jitsu zum Wettkampfsport. Die Ronin (herrenlose Samurai) bauten viele Schulen auf, und die Techniken verbreiteten sich im ganzen Land. In der Meiji-Periode (1868-1912), von der ab Samurai keine Schwerter mehr tragen durften und Fehden zwischen Adelsfamilien verboten waren, wurde diese Kampftechnik weiter etabliert. 1882 entwickelte Dr. Jigoro Kano aus dem Jiu-Jitsu das Judo.

 Tai-chi (T’ai Chi)

(chinesisch: das höchste Letzte), in der chinesischen Philosophie und der chinesischen Religion das Grundprinzip des Universums, das der gesamten Wirklichkeit zugrunde liegt. Der Begriff tauchte zum ersten Mal im Yi-jing (Buch der Wandlungen) auf, das vermutlich aus dem Jahr 1000 v. Chr. stammt, und wurde als Quelle und Einheit der beiden Grundkräfte des Universums, des passiven Prinzips Yin und des aktiven Yang, beschrieben. Das T’ai-chi erzeugt und regelt den Kreislauf der Wandlungen zwischen Yin und Yang, der die Welt bestimmt. Spätere neukonfuzianistische Philosophen der Schule des Prinzips (12. Jahrhundert n. Chr.) identifizierten T’ai-chi mit Li, dem vernünftigen, die Schöpfung ordnenden Prinzip. Das so genannte T’ai-chi-t’u (Diagramm des höchsten Letzten) ist das berühmte kosmologische Diagramm zur Veranschaulichung des T’ai-chi, wobei der Kreislauf von Yin und Yang in der Mitte und die Yi-jing-Hexagramme am Rand dargestellt werden. Es wird oft als Talisman verwendet.